Erste Hilfe beim Hund
Ein Notfall kann jeden Hundebesitzer unvorbereitet treffen. Egal, ob dein Hund sich verletzt, eine Vergiftung erleidet oder einen Kreislaufkollaps bekommt – schnelles und richtiges Handeln kann Leben retten. In diesem Beitrag erfährst du, wie du in verschiedenen Notfallsituationen Erste Hilfe leisten kannst.
Die wichtigsten Vitalwerte deines Hundes
Um zu erkennen, ob dein Hund gesundheitliche Probleme hat, solltest du seine normalen Vitalwerte kennen. Dazu gehören:
Körpertemperatur: 37,5–39,4 °C (bei Welpen bis zu 39,5 °C)
Puls: 70–130 Schläge pro Minute (je nach Größe und Alter des Hundes)
Atemfrequenz: 10–40 Atemzüge pro Minute
Schleimhäute: Gesund sind sie rosa. Blau oder blass kann auf Sauerstoffmangel oder Kreislaufprobleme hinweisen.

Die Temperatur
Die Temperatur wird im After mit einem handelsüblichen Fieberthermometer gemessen. Führe dabei das Thermometer so tief wie möglich ein. Als Gleitmittel kannst du etwas Speiseöl verwenden.
Erhöhte Temperatur | Untertemperatur |
· Anstrengung · hohen Außentemperaturen · Aufregung / Stress · Entzündung · Infektion · Hitzschlag
| · schweren Krankheiten · Unterkühlung · schweren Verletzungen mit Blutverlusten · Vergiftungen (Rattengift) · Schock
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Der Pulsschlag
Messe den Puls mit den Fingerspitzen von Zeige- und
Mittelfinger am hinteren Innenschenkel, in der Beinfalte deines Hundes. Zwischen den zwei Muskelsträngen befindet sich die Oberschenkel-Schlagader. Dort sind die meisten Hunde nur dünn oder gar nicht behaart. Zähle 15 Sekunden die Pulsschläge mit und multipliziere das Ergebnis mit 4. So kannst du die Herzschläge pro Minute ermittelt. Ideal ist es, wenn der Hund entspannt auf der Seite liegt.
· Hunde haben im fortgeschrittenen Alter einen langsameren Puls
· Ein schwacher Puls kann ein Hinweis für einen niedrigen Blutdruck sein.
· Junge und kleine Tiere haben einen schnelleren Puls.
· Der Puls kann bei hohen Temperaturen und bei Stress, durch Fieber oder beim Schock beschleunigt sein.

Die Atmung
Zähle 15 Sekunden die Atemzüge mit und multipliziere das Ergebnis mit 4, um die Atemzüge pro Minute zu ermitteln. Du kannst die Atmung am Heben und Senken des Brustkorbs beobachten, oder deine flache Hand ganz leicht auf den Brustkorb legen, um die Atmung zu spüren.
Wichtig: Je größer der Hund, umso geringer die
Atemfrequenz, also die Anzahl der Atemzüge!
Die Anzahl der Atemzüge kann abweichen bei:
· Anstrengung
· Aufregung und Stress
· Atemnot
· Unterkühlung
· Verletzungen (Wasseransammlung in der Lunge, Ödem, etc.)
Achte auch auf grundsätzliche Veränderungen der Atmung, wie:
· Atemtiefe
· Atemgeräusche (rasseln, quietschen)
· untypische Atembewegungen
· Husten (Infektionen, Fremdkörper, Rippenfrakturen…)
· Blaufärbung der Zunge
Die Schleimhäute
Die Kapillare Rückfüllzeit ist Zeit, die das Blut benötigt, um bei einer Druckstelle das Gewebe wieder zu durchbluten. Diese sollte bei unter 2 Sekunden liegen.
Dies kontrollierst du am besten an der Mundschleimhaut. Klappe dafür die Lefze nach oben und suche nach einer unpigmentierten Stelle. Drücke mit deinem Finger kurz gegen das Zahnfleisch, so dass ein weißer Fingerabdruck entsteht. Nach 2 Sekunden sollte die Farbe wieder wie zuvor rosig sein.
Wichtig: Eine Verlängerung deutet auf eine Kreislaufproblematik hin!
Notfälle und Sofortmaßnahmen
Ganz wichtig bei Erste-Hilfe-Maßnahmen an verletzten Tieren ist der Selbstschutz, der Schutz beteiligter Personen und auch des Tieres selbst!
Verletzte Tiere, die Angst und Schmerzen haben oder unter Schock stehen können sich durch Beißen wehren oder versuchen wegzulaufen. Daher solltest du folgende Punkte beachten:
- Nähere dich vorsichtig und langsam und vermeide hektische Bewegungen.
- Spreche mit ruhiger Stimme.
- Leine den Hund an und befestige das Ende an einem festen Gegenstand (z.B. Baum, Leitplanke). Achte darauf, dass das Halsband/Geschirr ausbruchsicher ist.
- Achte bei heißem Wetter auf ausreichend Schatten.
- Besteht die Gefahr eines Bisses, sichere den Hund mit einem Maulkorb, oder einer Maulschlinge. Wichtig: Eine Maulschlaufe darf nicht verwendet werden bei Bewusstlosigkeit, Atembeschwerden, Erbrechen oder Hitzschlag
Die ersten Schritte
- Ruhe bewahren!
- Hund sichern (Leine + Maulkorb)
- Hund untersuchen um die Dringlichkeit des Notfalls zu beurteilen
- Tierarzt/Tierklinik anrufen und den Anweisungen des Tierarztes folgen
Absolute Notfälle = Lebensgefahr
Störungen der Atmung und/oder des Herzschlags erfordern eine sofortige Behandlung.
- Herzstillstand
- Atemstillstand
- Magendrehung
- Starke Blutungen
Dringende Nofälle
Auch hier besteht eine potentielle Lebensgefahr und es sollte so zeitnah wie möglich (innerhalb einer Stunde) eine Behandlung erfolgen.
- Autounfälle
- Schock
- Perforierende Verletzungen an Brustkorb und Bauch
- Kopfverletzungen
- Nervenausfälle, z.B. durch Verletzung der Wirbelsäule
Weniger dringende Notfälle
Es besteht nur bei ausbleibender Behandlung eine Lebensgefahr. Eine Behandlung sollte innerhalb der ersten Stunden erfolgen.
- Innere Verletzungen
- Tiefe Wunden an Gliedmaßen
- Gerissen Bänder
- Lungenödem
- Nicht offene Knochenbrüche
Erste-Hilfe-Ausrüstung
Jeder Hundebesitzer sollte eine Notfallapotheke für seinen Vierbeiner bereithalten. Dazu gehören:
- Fieberthermometer
- Sterile Kompressen und Verbände
- Schere und Pinzette – inklusive Zeckenzange
- Einweg-Handschuhe
- Desinfektionsmittel
- Rettungsdecke
- Maulkorb/Maulschlaufe
- Telefonnummer des Haus-Tierarztes und den umliegenden Tierklinken für Notfälle
Erste Hilfe kann Leben retten! Die beste Vorbereitung auf einen Notfall ist es, sich vorab mit den wichtigsten Maßnahmen vertraut zu machen. Besuche einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde und habe stets eine Notfallapotheke parat.